RANDY NEWMAN - PROJEKT
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kleine Ausschnitte aus dem Konzert in der "Knorre", Berlin, Sept.
2005
[ Film und Schnitt: Kristjane Maurenbrecher ]
George Nussbaumer - der blinde Sänger aus Österreich, Manfred Maurenbrecher, der Geschichtenerzähler am Klavier und der Multiinstrumentalist Richard Wester am Saxophon gehen mit ihrer Hommage an Randy Newman auf Tour durch Österreich und Deutschland. Seinen Anfang nahm dieses Projekt bei der letzten, jährlich stattfindenden "Nacht der Lieder" in Flensburg. Hier wurde der "Geheimtipp" George Nussbaumer mit Standing Ovations gefeiert und die hinreißende Konstellation zusammen mit den Deutschen Kleinkunstpreisträgern Manfred Maurenbrecher und Richard Wester hinterließ nachhaltig Wirkung beim Publikum.
Das Projekt: Kultige Randy-Newman Texte, literarisch und eigenwillig interpretiert von Manfred Maurenbrecher gegen die eindrucksvolle Stimme von George Nussbaumer. Dazu das unverwechselbar lyrische Saxophon von Richard Wester. Ein Konzert bluesig sentimental, beissend spannend!
So begann es - das Randy Newman-Projekt
Antihelden im Fokus - "You can leave your hat on"
„Ich werde wohl nie populär, solange mich mein Komischsein davor bewahrt, ernst genommen zu werden. Mir ist es aber ernst mit der Komik.“ So soll Randy Newman in einm Interview in den 1970ern gesprochen haben. Nun, Komik erscheint bei diesem Künstler noch ein beschwichtigender Hilfsausdruck, denn eigentlich hat der heute 62jährige US-Amerikaner eine Schwäche für tiefschwarzen Humor und Zynismus, hat diese Art der Kritik am Establishment schon immer bevorzugt.
Newman putzt sich nicht an den Gescheiterten dieser Gesellschaft ab, sondern motiviert auf seine Weise zum Hinsehen und Hinterfragen. Den kontrastierenden Zynismus setzt er nicht nur in seinen Texten, sondern auch in den Kompositionen und Arrangements als Stilmittel ein, ohne aber als Musiker so grell wie etwa ein Frank Zappa selig zu erscheinen. Zudem ebnete er schon mit einigen seiner Songs anderen Interpreten den Weg in die Charts (Beispiel Joe Cocker: „You can leave your hat on“), während er selbst im Popgeschäft nicht wirklich ins gleißende Licht drängte.
Drei Musiker brachten bei Kosmos-Extra im Bregenzer Schöller-Areal dem zahlreich erschienenen Publikum Auszüge aus dem Schaffen dieses genialen Singer/Songwriter/Pianisten auf kompetente Art näher. George Nussbaumer (Stimme, E-Piano) konnte mit den beiden Deutschen Manfred Maurenbrecher (Flügel, Übersetzungen) und Richard Wester (Sax, Flöte) mit diesem Projekt bei unseren nördlichen Nachbarn reüssieren. Und sie begeisterten auch im Theater Kosmos.
Nussbaumer füllte mit seinem voluminösen Organ den Saal, sang Newmans Texte in Englisch, während Maurenbrecher pointiert (stimmlich sogar ein klein wenig an Newman erinnernd) auf Deutsch übersetzte. Wester steuerte vor allem mit Sopran- und Altosax virtuose Ornamente bei, die sich auch dynamisch ziemlich ausbalanciert im großen Saal verbreiteten.
Das Trio ließ Newman greifbar werden, wobei jeder der drei seine persönlichen Qualitäten ins Spiel brachte und persönliche Akzente setzte. Die gewissenhafte Auseinandersetzung mit dem großen Künstler und die feinsinnige Art der Vermittlung ließ dieses Konzert zu einem abwechslungsreichen Erlebnis werden, das so betrachtet schon fast etwas zu kurz geriet.21.3.2006 / Martin Juen
Dem Geheimnisvollen auf der Spur
Im segensreichen Verbund begaben sich der blinde Sänger und Pianist George Nussbaumer („die schwärzeste Stimme Österreichs“), der Herz und Horizont erweiternde Liedermacher Manfred Maurenbrecher sowie Richard Wester, Schöngeist und Tausendsassa am Saxophon, auf eine ganz eigene Reise durch Newmans Werk.
Nussbaumers Stimme ist umwerfend. Ein bisschen Tom Waits, ein Hauch Joe Cocker, eine Prise Ray Charles und ganz viel Nussbaumer - ein wunderbares Pendant zu Newmans Organ. Dazu der Dialog von Keyboard (Nussbaumer) und Flügel (Maurenbrecher), der sich unter dem warmen Swing von Westers Saxophon prächtig entfalten konnte.
Als großer Wurf erwies sich auch der Einfall, die satirischen Texte von Newman - englisch gesungen von Nussbaumer - gegen die deutschen Übersetzungen, besser: Bearbeitungen von Maurenbrecher zu setzen. Doch nicht nur auf der Textebene schien dieses Trio Newmans verklausuliertes Werk gründlich durchdrungen zu haben. „You can leave your hat on“, von Cocker als testosterongeschwängerter Brunftschrei ein Welthit, erklang nun in einer inhaltlich angemesseneren, trocken groovenden Blues-Interpretation mit Wester als veritablem Mundharmonikaspieler. Schwungvoll und ein wenig rockiger ging‘s mit Newman‘schen Perlen wie „Marie“, „Falling in love“ oder „Jolly Coppers“ zur Sache. Die politisch unterfütterten Balladen wie „Sail away“ oder „Lousiana 1927“ (über eine verheerende Überschwemmung) lebten nicht zuletzt von Maurenbrechers dezent agitatorischen Textinterpretationen und seinem hinreißend kratzbürstigen Gesang.
Mit stehenden Ovationen ging nach zwei Stunden ein dichtes, spannendes und musikalisch zwingendes Konzertprojekt zu Ende, dem man schon jetzt einen Siegeszug durch Deutschland und Österreich prophezeien möchte.
Kieler Nachrichten, 12.9.05